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Lilly Lindner, aus "Bevor ich falle", S.176

"Da war ich für die Dauer eines Augenblicks wortstill.
Denn schöne Sätze haben einen Ausklang verdient.
Ohne Unterbrechung."

Wenn Schmetterlinge fliegen lernen; Teil 2

Wer den Anschluss verpasst hat einfach zwei Posts nach unten scrollen. Für mögliche Fehler/nicht korrekt recherchierte (oder eben gar nicht recherchierte) Angaben entschuldige ich mich... ;)

Sie lag bewegungslos da, blaue Lippen und Blässe zierten diese zarte Schönheit.
Ich wischte ihr das lange blonde Haar aus dem Gesicht und wandte die Technik der Mund zu Mund Beatmung an.
Plötzlich hustete sie und Wasser floss aus ihrem Mund. Ich richtete sie auf und sie spuckte das Wasser aus.
Beruhigend strich ich ihr über den Rücken, uns blieb nicht viel Zeit.
„Shshh.“
Nach einer scheinbaren Ewigkeit beruhigte sie sich endlich wieder, Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. Sie öffnete die Augen.
„Kira?“, fragte ich zaghaft.
„Zane!“, krächzte sie und ich nahm sie in den Arm. Sie befühlte sich den Hals. „Mein Hals tut weh!“
„Kannst du laufen?“, fragte ich und blickte mich erneut um. Dichtes grün und braun blickten uns entgegen.
„Wir müssen hier weg!“ Sie räusperte sich.
Zittrig stand sie auf.Plötzlich hielt sie inne. „Spürst du das?“ Ich verharrte kurz … und stockte.
Tatsächlich. Das Mittel zeigte Wirkung.
Kira hob erstaunt die Hand und beobachtete, wie ein silbern-pinker Schimmer ihre Haut überzog.
Ihr Mund formte ein stummes o.
„Da haben die Wissenschaftler ausnahmsweise mal gute Arbeit geleistet.“ Sie kicherte übermütig.
Ein blauer Schimmer begann meine Haut zu überziehen.
„Wow.“
Plötzlich ertönte ein leises Knacken nicht weit von uns.
„Scheiße!“, fluchte Kira. Sie riss sich die silberne Kleidung vom Leib und staunte wieder.
Um ihre Körper hatte sich eine zweite Hautgelegt. Sie war ebenfalls pink mit einem Schimmer Silber. Ihre Haut ging an den Ellenbogen und Knien aufwärts und an dem Hals abwärts langsam in diese pinke Haut über. Bei mir war sie blau.
„Los!“, zischte ich und dann liefen wir leichtfüßig los. Es war erstaunlich, wie leicht ich mich fühlte, und wie leicht ich mit einem Mal durch den Wald laufen konnte, als hätte ich niemals was anderes getan.
Sie kicherte leise. „Das ist der Hammer!“
Doch plötzlich hörte ich hinter mir, wie die Wächter die Verfolgung aufnahmen und nicht mehr darauf achteten möglichst leise zu sein. Natürlich würden sie mit allen Mitteln versuchen uns zu schnappen, aber das zog es nun mal nach sich, wenn man Jahre lange Forschung zu Nichte machte. Mit einem Mal vernahm ich ein leichtes Ziehen im Rücken. Ich blickte auf Kiras Rücken, es bot sich mir ein magischer Anblick. Plötzlich zeichneten sich feine Umrisse auf ihrem Rücken ab, feine Linien mit zauberhaften Mustern, die zu Flügeln verschmolzen. Wirklich, Flügel! Völlig überrascht geriet ich ins Straucheln, doch die Flügel, die sich auch aus meinem Rücken erhoben hielten mich aufrecht indem sie zaghaft einmal schlugen.
Ich legte einen Zahn zu.
Kira drehte sich lächelnd um und blickte mir mit silbernen Augen entgegen.
„Wir können fliegen, sie werden uns nicht kriegen!“ Sie lachte kurz auf.
„Meinst du wir können das schon?“ Warum schlichen sich auf einmal bei mir Zweifel ein? Wo ich doch immer der Zuversichtliche war.
Dieses Gefühl gefiel mir nicht.
„Müssen denn Schmetterlinge fliegen lernen?“ Kira kicherte und schlug mehrmals zaghaft mit den Flügeln. Dann setzte sie immer seltener mit den Füßen auf.
Die Flügel kamen mir vor, als wären sie schon immer ein Teil von mir, wie Beine, und ebenso selbstverständlich kam es mir vor mit ihnen zu schlagen und abzuheben.
Wir hoben fast gleichzeitig komplett ab. Hinter uns erklangen Motoren, sie setzten tatsächlich diese riesigen Maschinen ein, die wir schon in der Garage gesehen hatten.
Ich keuchte, es war trotz allem anstrengend.
Zweige und Blätter schlugen mir ins Gesicht, kleine Tierchen gab es nicht. Erstaunlich, nicht wahr? Die Wissenschaftler hatten es tatsächlich geschafft eine Insel ohne Tiere zu erschaffen.
Kurz nach Kira durchbrach ich das Blätterdach.
Etwas zischte an meinem Ohr vorbei. Und plötzlich sackte Kira vor mir ein paar Meter nach unten.
„Verdammt!“ Ich schlug schneller mit den Flügeln und streckte meine Hand nach ihr aus. Ich berührte ihre Haut, sie fühlte sich an wie Seide.
„Kira!“, rief ich. Doch sie verlor die Kontrolle über ihren sozusagen neuen Körper und trudelte einige Meter nach unten.

Hoffe, dass es euch gefallen hat :)

Liebe Grüße
Rubin ♥

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