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Lilly Lindner, aus "Bevor ich falle", S.176

"Da war ich für die Dauer eines Augenblicks wortstill.
Denn schöne Sätze haben einen Ausklang verdient.
Ohne Unterbrechung."

Flügelschlag Teil 7


(Dieser Teil ist für die Liebe Lynn
 Ich mach gleich noch etwas Werbung für meine KRIMS-KRAMS-Seite... und fertig!) :)

Nynia konnte am besten nachdenken, wenn sie in ihrer richtigen Haut steckte und nicht in dieser beklemmenden Tarnung als Mensch.
Josh würde sie in einer Stunde in der Stadt treffen um ein Eis zu essen.
Sie war noch in der Stadt um sich etwas schönes zum anziehen zu kaufen, aus irgendeinem Grund wollte sie ihm gefallen, aber dennoch sie selbst sein (was im Grunde schwierig war, da sie sich wohl kaum als Fee in der Öffentlichkeit blicken lassen konnte).
Den Namen des Ladens hatte sie schon längst wieder vergessen.
In ihrer rechten Hand hielt sie ein rot gepunktetes, weites Top aus leichtem weichen Stoff mit einer schwarzen Jacke und in der linken eine gelbe Jeans.
Sie trug gerne gelb, Töne und helle Farben, doch das gelb-gepunktete Top wäre sicher zu viel gewesen und sie hätte ausgesehen wie ein Freak, das wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
Die Sachen passten, das hatte sie sofort gesehen. Zuvor hatte sie sich schon grüne, leichte Schuhe besorgt.
Zwar war sie nicht zum shoppen in diese Welt gekommen, aber das war eine Ausnahme, konnte man es schon als Notwendigkeit bezeichnen, weil sie an Josh herankommen musste? Sie bezweifelte es.
Trotz der Tarnung als Mensch drehten sich die Köpfe und Hälse wurden gereckt, als sie zur Kasse ging.
Die Schönheit einer Fee ließ sich nicht so leicht verbergen und das Leuchten einer Sonnenfee schon gar nicht.
Vielleicht glänzte ihr Haar nicht mehr so schön und ihre Augen waren nicht mehr so geheimnisvoll und strahlend, aber sie war dennoch schön in den engen Jeans und dem gelben T-Shirt.
Der junge Kassierer starrte sie ganz offen mit großen Augen an, in der Bewegung innehaltend.
„Hey, ich weiß ja nicht, wie es mit dir ist, aber ich habe gleich noch eine Verabredung.“ Und schon hatte sie ihre Geldbörse gezückt und lächelte dem Jungen freundlich zu.
„J-ja“, stotterte er verlegen und lief unvorteilhaft rot an.
Sie bezahlte und verließ das Geschäft (neidische Blicke der weiblichen und sehnsüchtige Blicke
der männlichen Menschen im Rücken).
Bei Gloria im Haus zog sie sich schnell um. Make-up und all diesen Kram brauchte sie nicht.
Nynia fand es sowieso unnötig, dass der Mensch seine Natürlichkeit überschminken musste oder besser gesagt wollte.
Sie lieh sich noch einmal Glorias Auto und fuhr vorsichtig in die Stadt zurück.
Josh erwartete sie bereits in einer niedlichen Eisdiele. Sie befand sich gut versteckt hinter einem Haus und nur Eingeweihte, Insider, wie man sagen würde, fanden den Weg hierher.
Es war nicht groß, aber gemütlich. Vor der Glaswand, die das ganze Café von vorne umramte standen Stühle und Tisch, sie waren weiß angestrichen und teilweise blätterte der Lack ab und rostete leicht, bestimmt war das gewollt.
Auf jedem Tisch stand eine rosa Blume. Durch die Glaswand hindurch bekam Nynia einen Einblick in das Innere.
Es war in hellen Tönen wie weiß, silber, rosa oder auch gold gehalten. Es gab alte gepolsterte Sitzecken und Stühle und hölzerne Tische. An einer Wand befand sich die Theke in der am das Eis und die Torten bewundern konnte.
Josh blickte in eine andere Richtung, als sie ihn erblickte. Nynia nutzte den Moment und betrachtete ihn eingehend.
Auf seiner Nase saß eine schwarze Sonnenbrille, Nerdbrille hatte sie in einem Geschäft ein Schild unter einer dieser Brillen gelesen.
Er sah lässig aus mir der Lederjacke, dem durchgewuscheltem Haar und der engen Jeans.
Nynia setzte sich in Bewegung und blieb vor ihm stehen.
Ein Lächeln erhellte sein Gesicht und er nahm die Sonnenbrille ab, worauf einer ausführliche Musterung ihrer Person folgte.
„Mina“, sagte er nach einer Weile.
Erst reagierte sie gar nicht auf den Namen sondern sah sich irritiert um, bis ihr aufging, dass das ja ihr menschlicher Name war.
„Josh“, versuchte sie die kurze Zeit der Verwirrung zu überspielen und ließ sich auf einen Stuhl ihm gegenüber fallen.
„Gut siehst du aus!“, kommentiert Josh ihr Outfit.
Äußerlich zeigt sie keine Regung, aber innerlich jubilierte etwas in ihr, weil sie es richtig gemacht hatte und ihm gefiel.
„Danke gleichfalls“, gab sie zurück und blickte in seine schokoladenfarbenen Augen.
Sie bestellten beide einen Becher Eis. Sie hatte sich für einen Erbeerbecher entschieden und er sich für einen Milchshake.
Eine Weile saßen sie schweigend zusammen und genossen die Umgebung.
Nynia rief innerlich die Sonne herbei und es prickelte auf ihrer Haut, als die Strahlen ihre Haut berührten und sie sanft streichelten.
Durch ihre Wimpern hindurch warf sie einen Blick auf Josh, der sie mit offenem Mund anstarrte.
„Was ist?“, fragte sie, doch es klang eher wie ein Schnurren.
„Es sieht aus, als würdest du zu dem Licht gehören, atemberaubend.“
Mit einer solchen Ehrlichkeit hatte sie nicht gerechnet, genauso wie sie nicht mehr darauf geachtete hatte ihre Feennatur zu verbergen.
Schnell zog Nynia die Fee wieder in ihr Inneres zurück und schaute ihn unschuldig an. „Ich liebe die Sonne halt.“
Ihr Eis wurde gebrachte und Nynia war froh, dass dieser Ort so abgelegen war.
„Erzähl mir von dir!“, bat Nynia, als der erste Löffel Erdbeereis kühl auf ihrer Zunge zerschmolz und sie genießerisch die Augen schloss.
Als er nicht antwortete schaute sie ihn wieder direkt an und sagte: „Was sind deine Hobbys?“ Das war doch eigentlich ein unverfängliches Thema.
„Ich sammle Steine.“
Nynia verschluckte sich fast an ihrem im Mund flüssigen Eis. Hatte die richtige Mina, seine Ex, nicht wegen Steinen mit ihm Schluss gemacht?
„Erzähl mir davon“, sagte sie, als sie wieder etwas zur Ruhe gekommen war.
Argwöhnisch schaute Josh sie an. Seine Sonnenbrille hing in seinem V-Ausschnitt.
„Als ich klein war, hat mein Vater mir mal von einer seiner Reisen einen Edelstein mit gebracht. Es war ein Rubin, er hat so schön blutrot geglänzt. Er war geschliffen, mein Vater hat ihn an irgendeinem Stand oder so erstanden.“ Während er erzählte wurde er immer enthusiastischer. „Ich habe mir den Stein immerzu angesehen und konnte meinen Blick nicht mehr davon lösen.“
Verträumt blickte er in einen Baum hinauf, als ob dort die Vergangenheit geschrieben stünde.
„Auch von seiner nächsten reise brachte er mir einen Stein mit, immer mehr Steine bekam ich. Alle schöner als der vorherige, aber keiner kam an das satte Rot des Rubins dran. Er war des schönste.“
Er stutzte und schaute plötzlich mit großen Augen auf den Stamm, als würde er alles, was erzählte noch mal erleben. „Eines Tages kam mein Vater nicht wieder, er starb. Man brachte ihn aus unerfindlichen Gründen um. In seinem Besitz fand mein Päckchen mit meinem Namen drauf. Ich bekam es und darin lag ein Stein.“
Nun schaute er wieder in Nynias grüne Augen und sein Blick klärte sich.
„Er übertraf alles Schöne, sogar meinen Rubin.“

1 Kommentar:

  1. WWWWOOOOWWWWW :-*
    Ich liebe deine Geschichte, ich könnte die ganze Zeit so weiter lesen...wirklich toll, ich habe beinahe das Erdbeereis auf meiner Zunge gespürt :-D
    Außerdem will ich wissen, warum sein Vater umgebracht worden war, warum machst du es so spannend ??? Das ist nicht fair, jetzt muss ich die ganze Zeit grübeln ♥

    Und DANKE, dass du den Part mir gewidmet hast :-D

    P.s. Ich habe dich getaggt, schau doch mal auf meiner Seite vorbei...Da kannst du sehen wie lesesüchtig du bist :)
    Yuhhhuuuuu
    Lynn ♥♥

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