12.11.2013
*Bob&Soleil: Die erste Begegnung*
Ich saß wieder auf
der Bank. Heute schien keine Sonne, die mein Gesicht wärmen konnte
und so verkroch ich mich tiefer in meinen dicken Wintermantel, zog
mir die braune Wollmütze tiefer ins Gesicht und steckte die Hände
in die Taschen.
Das Gras
verkümmerte langsam und ersoff in zu viel Regenwasser.
Der Wind war stark
und riss an mir.
Aber ich genoss es.
Der Herbst war unberechenbar, unberechenbarer als die andere
Jahreszeiten. Wind und Wetter waren nicht irgendwie bestimmbar. Heute
war ein kalter, verregneter Tag, aber morgen könnte es schon wieder
15 Grad warm werden und die Sonne könnte sich hinter den Wolken
hervor kämpfen.
„Überraschung!“,
rief eine Jungenstimme und eine Person ließ sich auf die Bank
fallen. Bob.
„War Intuition,
aber tatsächlich, du bist da!“
„Hallo, Bob!“,
sagte ich und überging seinen Kommentar.
„Mieser Tag
heute?“, fragte er überschwänglicher als angebracht.
„Nein, ich habe
nur gerade die Ruhe genossen.“ Nun sah ich ihn doch an. Seine Haare
waren vom Wind zerzaust und standen in alle Richtungen ab und in
seinem Mantel schien er zu versinken.
„Hach, und dann
kam ich!“ Hinterher schob er ein tiefer werdendes DumDumDuuuuum.
„Genau, und dann
kamst du.“ Ich blickte wieder nach vorne.
Er ließ eine
Tasche neben seine Beine plumpsen. Ich bemerkte seinen angespannten
Blick und schließlich seufzte ich. „Was ist da drin?“
„Ein bisschen
mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf!“ Mit großer Geste nahm er
die Tasche hoch und öffnete sie. „Moment, rate was drin ist!“ Er
stoppte sich mitten in der Bewegung und sah mich erwartungsvoll an.
Ich rollte mit den
Augen, blickte dann aber angestrengt auf die Tasche, als würde ich
ernsthaft nachdenken.
„Okay, gib mir
'nen Tipp“, verlangte ich schließlich und lehnte mich ein Stück
zurück.
„Das hier... das
hier ist eine Tasche voll Glück.“
Bei seinen Worten
tauten meine Finger auf. Es war schwer zu benennen, aber es war
tatsächlich so, als würden sie kribbeln. Ich versenkte sie tiefer
in meinen Taschen.
„Mach deine Augen
zu!“ Bob nickte mir aufmunternd zu. Sein Gesicht wirkte ungewohnt
ernst.
Ich zog die
Augenbrauen zusammen, gehorchte schließlich aber und schloss die
Augen.
Ich atmete tief ein
und aus.
Das Licht gab mir
ein wenig Macht, nun war ich verletzlich und musste mich auf Bob
verlassen, was auch immer folgen würde.
Was brachte es,
wenn ich meine Augen schloss?
„Lass sie bitte
die ganze Zeit geschlossen.“
Ich knurrte
warnend.
Etwas raschelte,
als er etwas aus dem Rucksack zog. Dann schob er vorsichtig den Saum
meiner Mütze nach oben und meine Haare hinter mein Ohr.
Ich verkrampfte
mich, als die kalte Luft meine Haut traf.
„Ganz ruhig“,
flüsterte er.
Dann berührte
wieder etwas mein Ohr. Es war größer und erschien mir unförmig,
die Oberfläche war glatt.
Ein Rauschen drang
aus dem Gegenstand.
„Was ist das?“
„Hörst du es?
Das ist das Rauschen des Meeres!“
Das Geräusch
verklang, als der Gegenstand von meinem Ohr verschwand. Irgendwie
wollte ich mehr, ich wollte wieder diesen beruhigenden schönen Klang
in meinem Ohr haben.
„Lass deine Augen
zu!“, wiederholte Bob, als ich mich zu ihm wandte. Ich seufzte und
wartete.
Er drückte mir
etwas in die Hand. Eine große, trichterförmige Muschel. Ich zog
einen Handschuh aus und fuhr mit zitternden Fingern über die glatte
Oberfläche.
„Mach deinen Mund
auf!“, war sein nächster Befehl. Eigentlich hasse ich es, wenn
Leute mir sagen, was ich zu tun habe, aber dieses Spiel begann mir
Spaß zu machen, also öffnete ich vorsichtig meinen Mund, gespannt
was als nächstes kam.
Er legte mir etwas
kantiges, flaches in den Mund. Ein zartes
Vollmilchschokoladenplättchen. Es zerging auf meiner Zunge. Ich
schloss genüsslich den Mund und gab ein zufriedenes „Mmh“ von
mir. Der Geschmack lag süßlich auf meiner Zunge und ließ mir das
Wasser im Mund zusammenlaufen.
Es raschelte, als
er etwas weiteres aus seiner Tasche holte.
Unwillkürlich
zuckte ich zurück, als er mir etwas unter die Nase hielt.
„Riech!“
Zaghaft sog ich den
Duft ein. Er roch nach Zimt und Orange, Marzipan und Karamell! Es
roch nach Weihnachten, nach gemütlichen Abenden auf dem Sofa oder
vor einem Kamin mit einer heißen Tasse Tee.
Ich lächelte. Es
roch so gut. Ich wollte den Teebeutel nehmen und den Geruch
inhalieren, ihn in meiner Nase lassen.
Dann zerbrach etwas
in meinem Kopf. Ich drehte ruckartig den Kopf weg und kniff die Augen
zusammen, während ich meinen Atem beruhigte.
Bilder tauchten in
meinen Gedanken auf, die die Illusion von dem Tee vertrieben.
Ich stand auf und
öffnete erst dann die Augen.
„Ich muss jetzt
gehen!“, sagte ich gehetzt und ignorierte seinen betretenen,
beinahe geschockten Gesichtsausdruck. Ich machte ein paar Schritte,
die Blätter knirschten unter meinen Sohlen, bevor ich mich noch
einmal umdrehte. „Danke.“
Mein kleiner,
schöner Sinnesausflug in das Glück war vorüber.
________________________
Gute Nacht meine Lieben! <3
Eure
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
*tralala* ich freu mich über Jeden Kommentar, denn sie erhalten die Freude am bloggen. Ich antworte unter euren Kommentaren, oder auf eurem Blog :)