Es war wieder an der Zeit zur Erde
zurück zu kehren, zu ihren Schützlingen, den Menschen.
Sobald Nynia den Wald verlassen hatte,
hatte sie sich wieder in ihre menschliche viel zu enge Hülle
gequetscht.
Die Flügel waren dicht an ihren Rücken
geklemmt und unter der menschlichen Kleidung versteckt.
Ihr Haar war nicht mehr so strahlend,
sondern hatte die Farbe eines nüchternen blondes.
Ihre Augen hatten nicht mehr diesen
übernatürlichen Glanz, der bei Feen ganz normal war, direkt den
Herzen entsprang. All dies musste sie verstecken.
Ein Nachteil als Fee der Sonne, man war
verpflichtet auf die Erde zu gehen und die Menschen so gut es eben
geht beschützen.
Erst hat man nur die Aufgabe unter den
Menschen zu sein und allen hier und dort zu helfen, also wenn es
wichtig ist. Damit ist nicht gemeint die Spülmaschine auszuräumen
oder die Wäsche aufzuhängen. Wenn diese Aufgabe dann gut gemeistert
wird bekommt man einen Schützling zu gewiesen, über den man wachen
soll. Diese Menschen werden vom hohen Rat ausgewählt. Dieser kann
ermitteln, dass diese Menschen irgendwann entweder unbewusst in
Gefahr geraten, oder etwas Dummes anstellen und dann in Gefahr
geraten. Die beauftragte Fee muss diese Katastrophe dann so gut wie
möglich meistern oder ihrem Schützling beistehen.
Eigentlich ist dies eine Aufgabe der
Engel, aber da die Sonnenfeen so nah am Himmel sind, haben auch sie
in ihrer Seltenheit die Ehre Beschützer zu sein.
Nynia betrat eine Wiese und ging mit
einem elfenhaften Schwung zwischen den ganzen Blüten hindurch.
Die ganze Wiese war prächtig in allen
Farben. Sie wurde vor den Trollen und anderen magischen Wesen
geschützt, die etwas gegen Feen hatten.
Sie blieb stehen.
Hier lag ihr Portal, ihr Tor zur Welt
der Menschen.
Ein leichtes Kribbeln überzog ihren
Körper und sie hatte einen leicht bitteren und zugleich süßen
Geschmack auf der Zunge.
Nynia schloss die Augen. Sandte ihre
Magie aus und nach und nach tauchten in dem Dunkel ihrer
geschlossenen Lieder helle Punkte auf. Alle orange, bis auf einer,
ihrer, mit der Farbe der hellen Sonne.
Im Geiste streckte sie die Hand nach
dem Punkt aus. Bekam ihn zu fassen, und sofort leuchtete alles gelb.
Normalen Menschen, die nicht würdig waren dieses Licht zu sehen
wären die Augen verbrannt.
Für einen Moment hatte Nynia das
Gefühl, es würde keine Luft zum Atmen mehr geben, doch dann strömte
sie mit ungeheurer Wucht wieder in ihre Lungen.
Dieser Dimensionswechsel war die
reinste Qual.
Als sie die Augen wieder öffnete,
befand sie sich nicht wie gewohnt auf der Erde, sondern in einem
Zimmer.
Verwirrt blickte sie sich um. Wo hatte
das Portal sie hingeschickt?
Sie trat ans Fenster, spähte
vorsichtig hinaus. Es ging ungefähr 30 Meter in die Tiefe, sie
befand sich in einem Turm. Dem Turm der Sonnenblüte.
Freude durchströmte sie, gelang bis in
den hintersten Winkel ihrer Selbst.
Nynia hatte es tatsächlich geschafft.
Sie bekam einen eigenen Schützling zugewiesen. Sie merkte, wie sie
den elfentypischen Glanz nicht mehr zurückhalten konnte. Ihre Augen
begannen zu leuchten, ja fast zu glühen wie eine 1000 Watt
Glühbirne.
Sie sah sich im Zimmer um.
Es bestand nur aus Stein und es gab
keinerlei Einrichtungsgegenstände, bis auf eine steinerne Säule,
die oben in eine Schale mündete. Das Wasser strahlte.
Vorsichtig trat Nynia heran und hob die
Hand, um die Wasseroberfläche zu berühren.
Sobald sie sie berührte und Kreise
durch das Wasser zogen entstand ein Bild darauf.
Es war heller Tag und grüne Bäume
säumten einen Parkweg.
Die Sonne schien durch die Lücken des
Blätterdaches und zeichneten Muster auf den braunen Weg.
Vorfreude durchströmte sie, als sie
den sonnenbefleckten Weg sah.
Dann kam er auch schon. Ein junger
Mann. Vielleicht 16. Die Hände in den Hosentaschen vergraben ging er
fröhlich pfeifend und nichtsahnend den Weg entlang.
Sein Haar glänzte dunkel braun, kaum
zu unterscheiden von Schwarz. Ebenso seine Augen die braun wie
Schokolade glänzten. Er trug lässige Kleidung und eine
Fliegersonnenbrille hing in dem Ausschnitt seines Shirts.
Der war bestimmt der Checker an seiner
Schule. Fast konnte Nynia sich bildlich vorstellen, wie er in
Schwierigkeiten geriet.
Dann verschwand das Bild wieder. Nun
erschienen Name und Ort auf dem Wasser.
Josh aus Mindor würde ihr Schützling
sein.
In Gedanken rief sie sich noch mal sein
Bild in Erinnerung, fast schon konnte sie die sich anbahnenden
Schwierigkeiten sehen, die an seiner schwarzen Lederjacke hafteten.
Dann verschwand für einen Moment
wieder die Luft um schon im nächsten Augenblick wieder in ihre
Lungen zu strömen.
Nynia war angekommen. Mindor. Josh.
Noch konnte sie es nicht glauben, doch
dann bemerkte sie, wo sie stand und schon im nächsten Moment ging
der Junge an ihr vorbei.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
*tralala* ich freu mich über Jeden Kommentar, denn sie erhalten die Freude am bloggen. Ich antworte unter euren Kommentaren, oder auf eurem Blog :)