29.10.2013
Ein Windhauch blies mir einzelne braune
Haarsträhnen ums Gesicht.
Die Sonne schien herbstlich warm auf
mich herab, während ich die Knie angezogen auf der hölzernen, alten
Bank saß.
Das hohe Gras wiegte sanft hin und her
und verursachte eine Art Rauschen.
Den Moment genießend saß ich da und
tat einfach mal nichts.
Neben mir lag mein rot eingebundener
Notizblock und mein schwarzer Kugelschreiber.
Vor mir erstreckte sich eine weite
Wiese, die fließend in den Himmel überging, an dem nur einzelne weiße Schäfchenwolken hingen.
Es war ein schöner Ort. In dem vom
Wetter gezeichneten Holz der Bank waren Namen und Sprüche
eingezeichnet. Wenn man ihr zuhören würde, würde diese Bank eine
Menge Geschichten erzählen.
Vielleicht würde irgendwann auch mein
Name in diesem Holz stehen und eine weitere Geschichte beitragen.
Ein Schatten tauchte in meinem
Augenwinkel auf.
„Das ist eigentlich mein Platz!“,
sagte eine Jungenstimme neben mir.
Langsam drehte und senkte ich den Kopf
und betrachtete noch einmal die Namen.
„Gut möglich, dass dein Name hier
steht. Aber wie du vielleicht erkennst, dürfte es schwierig sein auf
diesen Platz Anspruch zu erheben.“
Vollkommen ernst blickte ich auf und
beobachtete, wie das Lächeln auf seinem Gesicht unsicher wurde.
„Manche Leute sagen mir nach, dass
ich unempfänglich für Humor bin. Sie haben Recht, so ist es“,
schob ich beiläufig nach und richtete meinen Blick wieder nach
vorne.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Wieder blickte ich auf. Das unsichere
Lächeln war noch nicht verschwunden. Der Junge hatte dunkelblonde,
sehr kurze Haare. Sein Körper war schlaksig und seine Augen dunkel.
Einen Moment betrachtete ich noch sein
kindlich wirkendes Gesicht und seine schlichte Kleidung, dann nahm
ich meinen Blog und den Stift zur Seite, stellte meine Füße auf den
Boden und wartete.
Als nichts passierte wandte ich dem
Jungen genervt den Kopf zu. „Hast du je gelernt Zeichen, die von
anderen Menschen ausgehen zu deuten?“ Unsicher mied er
Augenkontakt.
„Was ist nun? Setzt du dich oder
nicht?“
Da lächelte er mich wieder an und ließ
sich neben mich auf die Bank fallen.
Dann streckte er mir die Hand hin. „Ich
bin Bob!“
„Bob? Echt jetzt?“
Mit der anderen Hand fuhr er sich durch
die Haare. „Ich würde gerne sagen, dass es nicht so ist.“
Ich musste grinsen, als er sich
theatralisch ans Herz fasste. „Aber leider würde ich dann lügen.“
Seine Augen leuchteten. „So ganz
stumpf bist du ja doch nicht!“
„Hallo Bob“, erwiderte ich und
ignorierte seine ausgestreckte Hand.
Er rutschte ein Stück von mir weg und
studierte die Bank. Dann deutete er mit dem Finger auf eine Stelle.
„Da steht er, mein Name!“
Ich verdrehte die Augen. „Super, geh
nach Hause, vielleicht bekommst du dann einen Keks dafür.“
„Sarkasmus steht dir nicht gut. Also,
wie heißt du, grimmiges Mädchen?“ Er lehnte sich entspannt zurück
und schloss die Augen. Sein Gesicht war in das fließende Gold der
Sonnenstrahlen getaucht.
„Soleil.“
„Soleil? Bob und Soleil, klingt doch
gut, findest du nicht?“
„Du nervst, weißt du das
eigentlich?“
„Sag mal, heißt ,soleil' nicht
Sonne? Also, irgendwie bist du eher eine Gewitterwolke.“
Bob hatte noch immer die Augen
geschlossen, aber in seinen Worten versteckte sich ein Augenzwinkern.
„Na dann lass uns doch einfach Namen
tauschen, du bist Soleil und ich bin Bob. Bob sagt ja nicht allzu
viel aus.“
„Aua, du teilst ziemlich gerne aus,
oder?“
„Und du steckst ziemlich gut ein!“
„Wir ergänzen uns.“
„In deinen Träumen.“
Auch ich schloss nun die Augen und
genoss die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht, lauschte dem Rascheln
der Blätter.
„Jetzt mal im Ernst, warum hast du so
schlechte Laune, Soleil?“,
fragte er nach einigen ruhigen Minuten.
Er
betrachtete mich aufmerksam, als ich die Augen aufschlug.
Eine gute Frage.
"Scheiß Tag gehabt." Um es kurz zu machen; ich habe schlecht und zu wenig geschlafen, die Lehrer hassen mich, warum auch immer, wir hatten nichts zu Essen im Haus und so weiter. Mal abgesehen davon, dass ich einmal an diesem Tag meine Ruhe haben wollte und dann dieser...dieser Bob auftaucht und zu viel gute Laune versprüht.
Ich mag Tiere und Pflanzen, aber mit Menschen fällt es mir nicht immer so leicht.
Wie von selbst wandert mein Blick zu Bob. Er sitzt seelenruhig da und schaut mich an.
Dann nickt er einmal, als Zeichen, dass er es zu Kenntnis genommen hat und lehnt sich wieder zurück. Die beste Art, wie er nur reagieren konnte.
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Beste Grüße
Eure