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Lilly Lindner, aus "Bevor ich falle", S.176

"Da war ich für die Dauer eines Augenblicks wortstill.
Denn schöne Sätze haben einen Ausklang verdient.
Ohne Unterbrechung."

Wenn Schmetterlinge fliegen lernen

Okay, seit langem gibt es mal wieder eine Geschichte, und zwar wenn Schmetterlinge fliegen lernen. Diesem Teil werden weitere folgen. ;)

„Vertraust du mir?“ Sein Stimme klang aufgeregt, hastig, seine Augen leuchteten.
Ich schluckte. Natürlich vertraute ich ihm. Was denn sonst? Aber hatte diese Sache etwas mit Vertrauen zu tun?
Ich versuchte in mich hinein zuhören, konnte mein schnell pochendes Herz hören, meinen hastigen Atem und das laute Rauschen des Wassers, doch eine Antwort bekam ich nicht.
Zane blickte gebannt auf das Wasser, das Wasser, dass uns locker den Tod bringen könnte, seine Augen wirkten leicht glasig, aber nicht vor Angst.
„Was ist jetzt, vertraust du mir?“
Er drehte sich zu mir um, ließ mich in seinen strahlend grünen Augen versinken, die für mich fast gefährlicher waren als das reißende Wasser.
„Oder willst du lieber geschnappt werden?“ Seiner Stimme wohnte ein drängender Unterton bei. Er blickte mir kurz über die Schulter. Hinter ihnen breitete sich das dichte, leuchtende Grün des Waldes aus. Ängstlich kaute ich auf meiner Unterlippe, ich war mir durchaus bewusst, dass ich mit meinem Zögern unser beider Leben auf's Spiel setzte, dass die Menschen in den Tarnanzügen bereits hinter den Büschen hockten und nur auf den richtigen Moment warteten, indem wir beschließen würden einen anderen Weg nach unten zu finden.
Zane's Augen huschten nervös hin und her. Der Schweiß glänzte ihm auf der Stirn. Ich betrachtete so schnell und eingehend es ging sein schönes Gesicht und entschied, dass ich diesen Menschen niemals würde sterben lassen können.
Nun streckte er die Hand aus, verschmiert mit Erde, Dreck und Schweiß.
„Du weißt, ich lasse dich nicht zurück.“ Sein Flüstern war kaum über dem lauten Rauschen zu hören.
„Und das ist das Problem“, erwiderte ich ebenso leise und erhob mich aus der Hocke.
Ich ergriff seine Hand und zog ihn energisch auf die Füße.
„Vertraust du mir?“, fragte er erneut und blickte mir fest in die Augen.
Ich nickte. „Immer.“
Der Kuss war stürmisch und voller Emotionen. Ich schnappte nach Luft.
„Dann haben wir keine Zeit zu verlieren!“ Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht, ließ ihn noch schöner und leuchtender wirken.
Ein letztes Mal schluckte ich und atmete tief durch während ich seine Hand wie ein Schraubstock fest umklammert hielt.
Wir traten ein, zwei Schritte zurück.
Bloß nicht in Panik ausbrechen!, ermahnte ich mich. Und dann rannten wir los, noch immer Hand in Hand, unseren keuchenden Atem und den rauschenden Fluss in den Ohren.
Und genau in dem Moment, indem wir sprangen durchbrachen die Wächter den Busch und stürmten auf die Lichtung.
Wie in Zeitlupe nahm ich meinen Fuß war, der sich kräftig von dem Felsvorsprung abstieß, wie unsere Hände sich voneinander lösten, die Wassertropfen auf unserer Haut, mein Herz, dass aus meiner Brust zu springen drohte.
Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, für einen Schrei war weder Zeit noch Luft.
Die hohe Wand des Wasserfalls flog an uns vorbei, das Rauschen war in weite Ferne gerückt.
Ich ruderte mit den Armen und Beinen, sah das Wasser unter uns immer näher kommen, hörte, wie die Wächter die Waffen anlegten und schossen.
Ich flog, tatsächlich. Nicht so sanft wie ein Schmetterling, eher so sanft wie ein Stein, also überhaupt nicht sanft.
Ich blickte zu Zane, dann umfing mich das Wasser nach einem harten, schmerzhaften Aufprall und ich wurde umher geschleudert.
Wie wild paddelte ich mit Armen und Beinen, immer auf das Licht der Oberfläche zu und von der Dunkelheit des Wassers fort.
Luft, ich brauchte Luft.
Panisch strampelte ich immer kräftiger, doch das Wasser das unaufhörlich von dem Wasserfall in das Becken hier unten fiel, presste mich immer wieder nach unten. Ich hörte mein Herz schmerzhaft in meinen Ohren pochen, während es langsamer wurde und ein brennender Schmerz meine Kehle und Lunge erfüllte.
Ich öffnete den Mund, wie um zu schreien.
Eine Hand legte sich fest um meinen Arm und zog mich fort. Ich ließ mich einfach hinterher treiben, während ich immer ruhiger wurde.
Doch dann durchbrach ich die Wasseroberfläche. Ich spürte die schwüle Hitze und den leichten Wind und die vielen Wassertropfen die mich trafen.
Dann einen festen Untergrund. Ich lag auf dem Rücken. Kleine Steine bohrten sich in mein Fleisch. Aber es tat nicht weh, es war okay, ich war wie in Watte. 

Es folgt Teil 2.. aber nicht jetzt.. ;)
Liebe Grüße
Rubin <3 

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